Freitag 21.07.2006 Nach problemloser Fahrt sind wir heute gegen 14.15 Uhr in Mals eingetroffen. Diese für ihre berühmte Silhouette mit den fünf Türmen bekannte Stadt des Vinschgaus nimmt uns vom ersten Augenblick an für sich ein. Im Hotel Greif sind wir bestens untergebracht und lassen uns vor unserem ersten Wandertag noch einmal so richtig verwöhnen. Samstag, 22.07.2006 Nach köstlichem Frühstück geht's gut gerüstet los. Heute erwartet uns mit ca. 20 km die längste Strecke der Tour. Ein Gesamtaufstieg von 1800 m steht uns bevor, der am ersten Tag etwas schwer fällt. Leider entpuppt sich der eingezeichnete Weg oberhalb des Matscher Tals offenbar als Relikt vergangener Zeiten. Hin und wieder stoßen wir zwar auf eine Art Pfad ohne Markierung, aber meist geht es querfeldein, über umgestürzte Lärchen hinweg den wiesigen Steilhang empor. Vollkommen fertig geht's nach neun Stunden endlich bergab, und noch vor dem großen Gewitter erreichen wir gegen 19.30 Uhr unser Tagesziel, das Hotel Glieshof am Ende des Matscher Tals. Ein schmackhaftes Abendessen entschädigt uns für die Strapazen des Tages. Neben uns sitzt ein Paar aus Köln, das Gletschertouren in der Gegend plant. Mit interessanten Gesprächen geht der Abend schnell vorbei, und um 22.00 Uhr liegen wir todmüde in unseren Betten. Sonntag, 23.07.2006 An unserem heutigen 30. Hochzeitstag, der sogenannten Perlenhochzeit, ist nur eine kurze, wenn auch sehr steile Tour geplant. Schon ganz früh am Morgen überrascht Manne mich mit seinem für mich völlig unerwarteten Hochzeitspräsent, einer wunderschönen Goldkette mit tropfenförmiger Perle (s. 1. Foto). Da ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, war ich total gerührt. Unser heutiges Ziel ist die Oberetteshütte (2670). Der Weg führt uns durch durch einen wahren Zauberwald. Dick mit Flechten behangene Kiefern und Lärchen geben hin und wieder den Blick auf den Saldurbach frei, der nach den Gewittern der letzten Tage tosend zu Tale stürzt. Die Hütte ist ein lohnenswertes Ziel. Leider fängt es doch noch an zu regnen, kurz bevor wie sie nach schroffem Anstieg erreichen. Leicht durchnässt beziehen wir unser 6-Bett-Zimmer, das zum Glück nur für uns reserviert ist. Die gemütliche Gaststube mit ihrer rustikalen Einrichtung lädt zur mittäglichen Brotzeit ein. Wieder einmal überzeugt die Südtiroler Küche mit ihren leckeren Spezialitäten. Plötzlich geht die Tür auf und unsere Kölner stehen völlig durchnässt in der Gaststube. Auch sie haben sich zum Aufsieg entschlossen, weil Dirk testen will, ob der Fuß nach dem frisch verheilten Bänderriss schon wieder für Bergtouren geeignet ist. Gegen 15.00 Uhr steigen sie zum Glieshof ab, und wir bereiten uns so langsam auf die morgige Tour vor. Montag, 24.07.2006 Heute haben wir wieder traumhaftes Sommerwetter mit fast wolkenlosem Himmel. Um 07.45 Uhr brechen wir Richtung Bildstöckeljoch auf. Der Weg ist sehr gut markiert aber äußerst steil. Nach gut einer Stunde erreichen wir den Sattel, der einen phantastischen Blick auf das Hochtal des Langgrub-Ferners freigibt. Von hier aus ist das Bildstöckeljoch gut sichtbar, das wir gegen 10.00 Uhr erreichen. Das Bildstöckel mit dem Bild eines Schutzheiligen gibt es tatsächlich. Vielleicht bietet es auch uns Schutz bei dem nun beginnenden Abstieg. Oft ist der Weg so steil, dass mich wieder einmal die Höhenangst packt, und ich nur mit Mannes Hilfe die teilweise sehr rutschigen Passagen bewältige. Nach 2,5 Stunden ist endlich Kurzras in Sicht, eine Art Retortendorf am Ende des Schnalstals, das wir allerdings rechts liegen lassen und gleich den Aufstieg zur Hütte "Schöne Aussicht" in Angriff nehmen. 700 Höhenmeter stehen uns bevor, aber der Weg ist einfach, so dass wir die Hütte gegen 16.30 Uhr erreichen. Es ist noch herrlich warm, so dass wir unser wohlverdientes Bier auf der Terrasse trinken können. Dann beziehen wir unser Zweibettzimmer und freuen uns, dass man sogar ohne Münzen herrlich warm duschen kann. Die Hütte ist sehr gut besucht, und gegen 19.00 Uhr werden alle in die Gaststube zum Abendessen gebeten, wo das köstliche Abendessen serviert wird. Offensichtlich hat es einen Gourmetkoch in die schwindelnde Höhe von 2841 m verschlagen, denn besser könnte es in einem noblen Talhotel auch nicht schmecken. Um 21.30 Uhr können wir uns nach diesem anstrengenden Tag kaum noch wach halten und fallen nach einem abschließenden Schnäpschen halbtot in unsere Betten. Ich bin heilfroh, dass ich den heutigen Tag gut überstanden habe. Dienstag, 25.07.2006 Nach einem letzten Rundblick auf die umliegenden 3000-er starten wir zu unserer heutigen Tour. Zuerst geht es Richtung Grawandhotel, wo reger Sommerskibetrieb auf den Gletschern herrscht. Das Hotel hat eine exponierte Lage und ist von Kurzras aus mit der Standseilbahn erreichbar. Nicht weit von hier wurde der berühmte Ötzi gefunden, der sich nun nach einer 5000-jährigen Ruhe im ewigen Eis im Bozener Museum bestaunen lassen muss. Nach der Idylle auf der Hütte lässt sich die Hektik im Hotel nur schwer ertragen, so dass wir auf die kleine Rast verzichten und lieber die Grawandspitze besteigen (3251 m). Hier geht auch der felsige Weg ins Tal vorbei, aber wir haben uns zum Glück schon gestern entschlossen, die Bahn zu nehmen, was mir sehr entgegenkommt. Nach einer Pause in Kurzras wählen wir den beschaulichen Waldweg oberhalb des Schnalstals zum Hotel Gerstgras, das wir gegen 14.00 Uhr erreichen. Bereits eine halbe Stunde später ziehen wir unsere Bahnen im Hotelschwimmbad und lassen unsere beanspruchten Muskeln im Whirlpool massieren. Es ist einfach herrlich hier. Die Gäste sind noch alle unterwegs, so dass wir die Vorzüge des Hotels so richtig genießen können. Wir machen noch einen kleinen Spaziergang zum Vernagt-Stausee, dessen türkisblaues Wasser in der Sonne glitzert. Der ruhige Nachmittag und Abend tut uns gut, zumal morgen wieder eine anstrengende Tour geplant ist. Mittwoch, 26.07.06 Um kurz vor 7.00 Uhr weckt mich Manne aus meinem herrlichen Tiefschlaf, da wir heute eine sehr anspruchsvolle Tour vor uns haben. 1100 m Aufstieg und 2200 m Abstieg liegen vor uns. Die Gesamtstrecke beträgt ca. 15 km. Nach dem sehr ausführlichen Frühstück geht's um 08.30 Uhr los. Zuerst führt uns unser Weg durch dichten Wald steil bergauf zur Berglalm. Immer wieder eröffnet sich der Blick auf den Vernagtsee, der heute noch im Schatten liegt und dadurch eher smaragtgrün wirkt. 400 Höhenmeter sind es bis zur Alm, die plötzlich in einem herrlichen Hochtal vor uns liegt. Nach kleiner Stärkung geht's weiter steil hinauf zum Taschenjöchl (Bild 4). Ich wünschte, jedes Joch wäre so leicht zu erklimmen wie dieses. Trotzdem treffen wir keine weiteren Wanderer, was eigentlich unverständlich ist. Auch das Taschljöchl wird durch ein Bildstöckl gekennzeichnet. Kurz dahinter befindet sich die bereits 1933 abgebrannte Heilbronner Hütte, die später in Tirol wieder aufgebaut wurde. Der Weg vom Joch hinab ins Schlandrauner Tal ist ebenfalls gut begehbar. An der Schlandrauner Alm gibt's eine herrliche Südtiroler Brotzeit. Noch immer wartet ein weiterer Abstieg von 1.100 m auf uns. Meist geht's steil aber gut begehbar talwärts. Aber dann folgt der Abstieg auf einer alten Straße, die furchtbar steil und voller Steine sowie Kiefernzapfen und -nadeln ist. Mann muss höllisch aufpassen, dass man nicht wegrutscht. Zum Glück zieht das drohende Gewitter an uns vorbei, so dass wir halbwegs trocken im Hotel Schlossgarten in Schlanders anlangen. Auch hier gibt es ein Schwimmbad, das wir sogleich aufsuchen und unsere müden Gelenke entspannen. Danach geht's uns schon etwas besser und halbwegs erfrischt finden wir uns gegen 19.15 Uhr zum Abendessen ein. Donnerstag, 27.07.06 Wir verlassen unser schönes Hotel Schlossgarten gegen 09.00 Uhr und statten vorerst dem Stadtkern einen kurzen Besuch ab. Überall laden Straßencafes und Geschäfte zum Verweilen ein. Allerdings ist unsere Zeit knapp bemessen, auch wenn wir die heutige Route zu meinen Gunsten etwas vereinfacht haben. Zuerst geht's durch die gepflegten Apfelplantagen des Etschtals, die bei dieser Hitze ständig bewässert werden. Dadurch entstehen zig Regenbögen, die das ganze Tal in buntes Licht tauchen. Dann gehen wir Richtung Monter oberhalb des Tals und stoßen schließlich am Eingang des Marteller Tals auf einen der bekannten Waalwege, die direkt am Berg immer neben den künstlich angelegten Bewässerungskanälen entlang führen. Unser heutiges Ziel , das Hotel Thairmühl in Martell, liegt nur ca. 500 m höher als Schlanders, aber bei den heutigen Temperaturen fällt der Aufstieg ziemlich schwer. An einer Buschenschenke, der "Spelunke", gibt es ein zünftiges Mahl, ehe wir gegen 14.00 Uhr die letzten km nach Martell in Angriff nehmen. Uns wird vom Wirt der Weg entlang des Flusses Plima empfohlen. Zuerst geht's an Erdbeerfeldern vorbei, die zwar schon abgeerntet sind, aber wunderbar zur Nachlese einladen. Außerdem ist der Weg von sonnengereiften Waldhimbeeren gesäumt, die das Obstdessert abrunden. Am Hotel angelangt, nehmen wir zuerst ein Bad im Pool, und obwohl das Wasser empfindlich kühl ist, tut die Erfrischung gut nach dem anstrengenden Tag. Wir sitzen noch ein wenig auf der Terrasse und gönnen unseren müden Gliedern etwas Ruhe vor der morgigen Tour zur Zufallhütte. Freitag, 28.07.06 Das Frühstück im Hotel Tairmühl wird uns unvergesslich sein. Frisches Graubrot, hausgemachte Marmeladen, saftiger Speck und Bergkäse bilden eine ausgezeichnete Grundlage für den heutigen Tag. Die Tour beginnt mit einem sanften Aufstieg auf dem Marteller Talweg Richtung St. Maria in der Schmelz. Der Schotterweg entlang des Plimabachs fasziniert durch seinen hohen Marmoranteil aus dem nahegelegenen Marmorsteinbruch. Hin und wieder liegen die gebrochenen Marmorklötze am Straßenrand zum Abtransport bereit. Im oberen Martelltal befindet sich das weniger bekannte 2. Biathlonzentrum Südtirols. Erwähnenswert sind auch die vielen Erdbeerfelder, die sich bis in die Hochtäler erstrecken. In allen Gasthäusern werden Erdbeeren in den verschiedensten Variationen angeboten. Auch wir sind gestern Abend in den Genuss der Marteller Erdbeeren gekommen, die wirklich köstlich schmecken. Der Wanderweg wird nun wieder steiler und geht oberhalb des Plimabachs in Serpentinen bis zum Zufrittstausee. Unterwegs kommen wir an grandiosen Felsmühlen vorbei, wo sich das Wasser durch eine ganz schmale Felsenschlucht in die Tiefe stürzt. Ein wahres Naturschauspiel! Vom Stausee aus hat man einen herrlichen Blick auf die Zufallspitzen, an deren Fuß sich unsere Hütte befindet. Der Weg ist einfach, aber die Höhe von 2.256 muss auch erklommen werden. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir unser Tagesziel und beziehen ein kuschliges Zweibettzimmer. Hier gibt es sogar fließend warmes Wasser auf dem Zimmer. Oberhalb der Hütte liegt ein riesiger, vom Gletscher zermalmter Geröllberg. Man staunt nur über die Kraft des Eises, das wie ein gewaltiger Bulldozer die Gesteinsmassen vor sich her schiebt. Nun liegt nur noch ein Wandertag vor uns, dann haben wir die 8-tägige Hüttentour geschafft. Samstag, 29.07.2006 Heute ist für ganz Südtirol Regen angesagt. Auch an der Hütte nieselt es, und die Berge liegen in den Wolken. Dennoch soll das Madritschjoch problemlos zu begehen sein, wie uns der Hüttenwirt versichert. Also nehmen wir gegen 08.30 Uhr die letzte Tour in Angriff. Ich entscheide mich für lange Hosen und Stulpen. Auch die Regenjacken sind dringend erforderlich. Zuerst geht der Weg fast unbemerkt bis auf 2.600 m Höhe. Dann folgt ein sehr steiles Stück, wo auf kürzester Strecke 400 Höhenmeter überwunden werden müssen. Trotz des Regens und der relativ niedrigen Temperaturen sind wir total nass geschwitzt und kämpfen uns weiter bergauf. Nun folgt ein längerer Abschnitt direkt auf der Höhenlinie, ehe der letzte, sehr steile Aufstieg zum Joch bewältigt werden muss. Inzwischen fegt ein eisiger Wind über die Berge, so dass sogar noch die Handschuhe zum Einsatz kommen. Am Joch ist es äußerst ungastlich. Außerdem tragen die Suldener Skilifte mit ihren hässlichen Pfeilern nicht gerade dazu bei, dass man dieses Gebiet ins Herz schließt. Vielleicht würde es bei Sonnenschein und freiem Blick auf die Königsspitze anders wirken, aber so sind wir froh, als wir die Madritschhütte erreichen, wo wir uns aufwärmen und etwas essen. Nun kommt der letzte Abstieg des heutigen Tages zur Schaubachhütte, die wir gegen 15.00 Uhr erreichen. Wir haben auch hier ein Zimmer vorgebucht, das wir sogleich beziehen und unsere nassen Sachen wechseln. Die gut geheizte Gaststube und ein ausgezeichneter Cappuccino läßt die Herzen höher schlagen. Wir sind überglücklich, dass wir unsere 8-tägige Tour bewältigt haben. Morgen geht's mit der Bergbahn nach Sulden, dann per Bus nach Mals, wo hoffentlich noch unser Auto steht. Dann fahren wir weiter zum Oberhof nach Weitental, wo wir mit lieben Freunden noch einige Tage verbringen werden. Hiermit enden unsere Aufzeichnungen. Ein großes Dankeschön an alle, die uns per Mail oder Handy viel Glück für die Tour gewünscht haben. Ende